Wird der Neubau von Einfamilienhäusern bald verboten?

In Münster plant man eine deutliche Einschränkung des Baus von freistehenden Einfamilienhäusern. Weitere Städte könnten diesem Beispiel folgen, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig umweltfreundlicher zu werden.

Das eigene Haus ist noch immer ein Traum für die meisten deutschen Familien

Viele Familien träumen immer noch von den eigenen vier Wänden im Grünen. Von der eigenen Wohlfühloase, dem Einfamilienhaus, welches ganz nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen entworfen und gebaut wurde.

Sind doch Einfamilienhäuser, gerade in den vielerorts gesellschaftlich prägenden Wohnsiedlungen das Bild an welches man sich über viele Jahrzehnte gewöhnen konnte. Nicht wenige Deutsche sind in genau jener Wohnidylle aufgewachsen und wünschen sich nun einen ebenso behüteten Wohnort für die eigene Familie.

Baustelle von Einfamilienhäusern in einem Neubaugebiet in Schleswig-Holstein, Deutschland

In Münster wird dieser Luxus von freistehenden Einfamilienhäusern in Zukunft seltener sein, da die Stadt den Bau dieser Häuser stark einschränken möchte.

Gerd Franke, verantwortlich für Stadterneuerung, betont die Notwendigkeit, den Fokus auf Reihen- und Mehrfamilienhäuser zu legen, um die Stadt zukunftsfähig zu machen. Franke erklärt: „Dies geschieht vor allem aus Klima- und Umweltschutzgründen, da freistehende Einfamilienhäuser relativ viel Fläche verbrauchen.“ Zudem hat der Stadtrat das Ziel festgelegt, jährlich 2000 neue Wohnungen in Münster zu bauen. Um dies zu erreichen, muss dichter gebaut werden.

Franke illustriert dies anhand eines Beispiels: Auf einem Hektar Baufläche könnten 25 freistehende Einfamilienhäuser Platz finden, während es bei Doppel- oder Reihenhäusern immerhin 50 Wohneinheiten wären, und bei viergeschossigen Mehrfamilienhäusern sogar 160.

Vorstoß gegen Einfamilienhäuser in Münster: Ein Vorbild für andere Städte?

Das freistehende Einfamilienhaus steht schon länger in der Kritik aufgrund seines hohen Flächenbedarfs und der vergleichsweise geringen Wohnraumkapazität für die Anzahl der Bewohner.

Aus diesem Grund gibt es auch in anderen Teilen Deutschlands ähnliche Regelungen wie in Münster. Zum Beispiel gilt in Hamburg-Nord seit 2020 ein Bauverbot für neue Einfamilienhäuser. Es ist möglich, dass weitere Städte diesem Beispiel folgen werden. In Euskirchen beschäftigt sich Stadtplaner Dietmar Strick mit zukunftsfähigem Wohnen und unterstützt die Idee, den Bau von Einfamilienhäusern einzuschränken. Er erklärt: „Bei Neubaugebieten ist es oft üblich, ausschließlich Einfamilienhäuser zu planen, was einen enormen Flächenbedarf bedeutet.“

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NRW sei vielerorts bereits „zubetoniert“

Das Fehlen geeigneter Flächen wird deutlich, wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen zeigt. Laut dem Landesumweltministerium sind bereits etwa ein Viertel der Fläche des Bundeslandes durch Wohnhäuser, Straßen und Industrie versiegelt.

Jeden Tag werden weitere acht Hektar erschlossen, was einer Fläche von mehr als elf Fußballfeldern entspricht. Stadtplaner Strick betont, dass durch den Einsatz von Mehrfamilienhäusern die bereits erschlossenen Neubaugebiete effizienter genutzt werden können. Zudem seien Mehrfamilienhäuser ressourcenschonender, da „man nur ein Dach, eine Bodenplatte, eine Erschließung, eine Heizungsanlage“ benötigt, erklärt er. „Die Fixkosten sind nahezu identisch – egal ob man ein Einfamilienhaus oder ein Mehrfamilienhaus baut.

Das bedeutet, dass nicht nur weniger Fläche, sondern auch weniger Ressourcen und Energie benötigt werden und die Baukosten geringer ausfallen.“

Doppelhäuser sind in puncto Flächenverbrauch zwar oftmals besser als Einfamilienhäuser, aber dennoch nicht effizient genug für die künftigen Herausforderungen.

Eigentümerverbände kritisieren den Vorstoß in Münster

Das Vorgehen in Städten wie Münster wird von Eigentümerverbänden kritisiert.

Werner Fliescher vom Verband Haus & Grund Rheinland argumentiert: „Einfamilienhäuser werden nicht gebaut, um die Umwelt zu bestrafen, sondern weil die Menschen so leben wollen. Es ist ein großes Bedürfnis, da der Platzbedarf in dicht besiedelten Städten durch andere Wohnungsformen nicht gedeckt werden kann.“ Er ist der Meinung, dass die persönliche Freiheit zu stark eingeschränkt wird. Hauseigentümer und diejenigen, die es werden möchten, dürften ähnlich denken. Das Einfamilienhaus mit einem Garten, viel Privatsphäre und großem Platzangebot ist in Deutschland ein regelrechtes Sehnsuchtsobjekt und die beliebteste Wohnform.

Insbesondere seit der Corona-Pandemie wünschen sich immer mehr Menschen diese Art von Wohnraum. Bereits 16 Millionen Einfamilienhäuser existieren in Deutschland, ein Rekord.

Bestandsimmobilien sollen von der Neuausrichtung nicht betroffen sein

Gerd Franke betont, dass in Münster die Beschränkung nur für Neubauten gelte.

Es könne also nicht von einem generellen Verbot von Einfamilienhäusern gesprochen werden. In Münster machen Einfamilienhäuser immer noch zwei Drittel der Wohnhäuser aus und diese würden weiterhin bestehen bleiben. Beispielsweise ziehen ältere Menschen häufig aus ihren Häusern aus, wodurch diese für Familien frei werden. In ganz Deutschland ist die Anzahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im letzten Jahr stark gesunken.

Laut Statistischem Bundesamt wurden 78.100 neue Einfamilienhäuser genehmigt, was 15.800 weniger als im Jahr 2021 ist. Allerdings sind auch die Zahlen für den allgemeinen Wohnungsbau gesunken.

Quelle

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Marvin Albrecht